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Die Geschwister von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einem besonderen Betreuungsbedarf aufgrund von Erkrankungen oder Einschränkungen, die selbst Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind, wollen sich verstanden wissen. Verstanden in dem, dass sie in vielen Teilen ihres Lebens "ganz normale Menschen" sind und in anderen Teilen ihres Lebens besondere Erfahrungen gemacht haben, die sie prägen - in Freud und Leid, im Gewinnen und Verlieren. Sie zu verstehen und zu begleiten ohne ihnen einen Stempel aufzudrücken, das gelingt durch Verstehen. In den vorgestellten Büchern kommen Geschwister zu Wort, Trauerbegleiter, Eltern ...

Immer nur Philip oder wie Geschwister lernen nicht mehr eifersüchtig zu sein und eigene Stärken zu entdecken

Spathelf, B. (Text)/Szensny, S. (Illustrationen) (2010): Immer nur Philip oder wie Geschwister lernen nicht mehr eifersüchtig zu sein und eigene Stärken zu entdecken, Haan, Albarello Verlag.

Der Titel drückt aus, was Ziel und Inhalt des Buches ist: die Auseinandersetzung von Geschwistern mit Eifersucht und der eigenen Besonderheit zu fördern. Die Geschichte handelt von Philip und seinen Schwestern. Alles scheint sich nur um ihn zu drehen, denkt Katharina. Als sie lernt, nicht seine Stärken erreichen zu wollen, sondern eigene zu entdecken, gewinnt sie Anerkennung und ist zufrieden. Sie entdeckt wiederum dass ihre kleine Schwester nun eifersüchtig auf sie ist. Deshalb unterstützt sie sie darin, ihren Weg zu finden und setzt so das Gelernte umgehend um. Trotz der offensichtlichen Zielsetzung ist das Buch sehr schön zu lesen und anzusehen und damit eine gewinnbringende Grundlage für das Gespräch mit Kindern über Eifersucht und - darin hat das Buch eine besondere Stärke - der Erkenntnis, dass das Finden eigener Begabungen viel weiter bringt als der Versuch, eine erfolgreiche Person zu kopieren. Gut zugängliche und ansprechende, kindgerechte Texte und Bilder.

Empfehlung ab 4 Jahre

 

Am Anfang waren wir zu zweit. Ein Buch für verlassene Zwillingskinder

Thurmann, I.-M. (Text)/Fischer, U. (Illustration) (2010) Am Anfang waren wir zu zweit. Ein Buch für verlassene Zwillingskinder, Frankfurt am Main, Mabuse Verlag.

Irgendetwas fehlt der achtjährigen Sandra. Sie weiß nur nicht was. Sie kann alleine schwer einschlafen und ist manchmal auch einfach traurig oder wütend. Im Zusammenhang mit einem Gespräch mit einer Therapeutin wird ihr mit einem Mal - und für den kritischen Leser etwas unvermittelt - deutlich, dass sie im Mutterleib einen Zwilling bei sich hatte, dessen Licht mit einem Mal erloschen ist. Sie blieb allein zurück. Nun, da sie weiß, was sie so umtreibt, kann sie es - spielerisch - bearbeiten und das tut ihr sehr gut. Die sensible und gut zugängliche Beschreibung möglicher Folgen für die Kinder (ohne wissenschaftliche Aufarbeitung aber mit Hinweisen zum Weiterlesen) macht ein ungewisses Gefühl, eine offene Frage greifbarer: Ja, es kann wirklich sein, dass der Zwilling fehlt und es ist wichtig, darüber sprechen zu können, wenn es an der Zeit ist. Und es kann sein - dies ist eine schöne Botschaft des Buches - dass der Zwilling als Schutzengel bei dem Kind bleibt und so immer noch ein wenig da ist. So erinnert sich Sandra, wie sie im Mutterleib hat, wie der Zwilling sein Licht verlor und ihr gleichzeitig  wichtige Worte mit auf den Weg gab:  "Liebe Schwester, sei nicht traurig. Ich habe Dich sehr lieb. Aber mein Weg ist hier zu Ende, und meine Aufgabe ist erfüllt. Ich habe dich ein Stück begleitet. Du hast jetzt einen guten Platz gefunden. Du kannst deinen Weg ohne mich weitergehen." Diese Worte mögen nicht realistisch gelingen, sie können die Frage aufwerfen, was die Aufgabe gewesen sein mag. Sie haben jedoch einen hohen Symbolwert und regen zum Gespräch an. Das Buch bietet im Gesamten eine gute Grundlage, um den vorgeburtlichen Verlust eines Zwillings anzusprechen und aufzuarbeiten, gerade weil es so direkt beschreibt, wie es der Protagonistin Sandra geht. Eltern und andere Begleitpersonen finden zudem Unterstützung und Information in dem gewinnbringenden Begleittext von Ilka-Maria Thurmann.Auch für betroffene Eltern selbst bietet das Buch eine Gesprächsgrundlage und lädt durch seine Bebilderung zu unterschiedlichen Perspektiven ein.

Empfehlung ab 5 Jahre

 

Sternenschwester. Ein Buch für Geschwister und Eltern von tot geborenen Kindern.

Meyer, D. (2011): Sternenschwester. Ein Buch für Geschwister und Eltern von tot geborenen Kindern, Frankfurt am Main, Mabuse Verlag.

Ein Teil der Verarbeitung des Verlusts eines Kindes in der Schwangerschaft ist die Möglichkeit, es zur Sprache zu bringen. Sprechen oder Rituale ermöglichen es, dem Kind Raum zu geben obgleich es den erhofften Raum nicht einnehmen kann und es erleichtert es vielen Menschen, das eigene Leben weiterzuleben. Eine Möglichkeit mit Kindern zu sprechen, in deren Familie ein Geschwisterchen tot geboren wurde, ist das Gespräch mit Hilfe eines Bilderbuchs wie "Sternenschwester." Der Titel nimmt eine gängige Bezeichnung für verstorbene Kinder auf, die durch eine starke Bildsprache Trost vermittelt und den Gedanken verdeutlicht, dass die Kinder nicht völlig aus der Welt sind. Zur Erzählung: Majas Familie feiert ihren Geburtstag - ohne Maja, denn Maja ist im Mutterleib verstorben. Zur Familie gehört sie trotzdem, das ist auch für ihren Bruder ganz normal. Das liebevoll gestaltete Bilderbuch mit seinen abwechslungsreichen Naturaquarellen und seine fragende Erzählweise lässt Raum für eigene, innere Bilder und wird abgerundet durch ein informatives Nachwort der Hebamme Franziska Maurer zu Verlusterfahrungen und zur Bedeutung für Geschwister. Das Buch ist Teil einer Aufarbeitung der Autorin selbst.

 

Geschwistertod. Leben mit einem schweren Verlust

Weggemans, M. (2010): GESCHWISTERTOD. Leben mit einem schweren Verlust, München, Kösel Verlag.

mit einem Kind die Zukunft und mit einem Partner verliert man die Gegenwart.
Mit einem Bruder oder einer Schwester verliert man alle drei zugleich."

 

Diese Worte aus dem Volksmund finden sich auf dem Klappentext des Buches, das sich an verwaiste Geschwister richtet - die die Autorin zu Wort kommen lässt und ganz persönlich anspricht. Die erfahrene Trauerbegleiterin wirft Fragen auf und hilft Antworten zu finden. Ein gut zugänglich geschriebenes Buch für die, die eine Schwester oder einen Bruder verloren haben, sowie für Eltern und andere Begleitpersonen, die sich in das Erleben der Betroffenen einfühlen und sie unterstützen wollen.